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Obdachloser

Donnerstag 23. Dezember 2010, 15:52

Hallo,

ich weiß nicht, wen ich fragen könnte... Deshalb stelle ich das hier mal ein.

Ich erledigte gerade meine letzten Weihnachtseinkäufe und war u.a. bei einem Discounter. Vor mir an der Kasse stand ein Obdachloser und kaufte sich billigen Fusel. Als ich anschließend meinen Einkaufswagen zurückbrachte, sah ich, wie er in einer Ecke stand und fürchterlich keuchend Blut hustete.
Ich fragte ihn, ob ich ihm helfen kann. Er verneinte dies und erwiderte etwas Unverständliches.

Ich bin mir fast sicher, dass er ohne ärztliche Hilfe in einer der kommenden Nächte sterben wird.

An wen kann man sich da wenden?

Sollte ich bei der Polizei anrufen?

Liebe Grüße
Manu

Freitag 24. Dezember 2010, 18:10

Hi Manu,

es ist verdammt schwer, darauf zu antworten. Entgiftungsstationen sind in der Vorweihnachtszeit oft „the last exit“. Hilfe ist das natürlich auch nicht. Ich habe vor Jahren einer obdachlosen Frau 100,– DM zugesteckt. Daran musste ich denken, als ich Deine Frage las. Wenn in einem der reichsten Länder dieser Erde, Menschen auf der Straße leben müssen, steigt in mir eine furchtbare Wut hoch – sogar am „Heiligen Abend“

LG Federico

Freitag 24. Dezember 2010, 19:17

Ich denke es ist nicht verkehrt in solch einem Fall die Rettung zu informieren (alkoholisierter, verwirrter? Mann mit Atembeschwerden und Bluthusten). Letzteres kann auch Symptom sehr schwerwiegender, evtl. akuter Erkrankungen sein.

Wie die Rettungssanitäter + evtl. Notarzt diese Sache dann handhaben, ist letztlich deren Angelegenheit. Wenn sich der Mann vehemment weigert mitzufahren, kann man ihn - sofern keine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt - eben nicht zwingen mit ins Krankenhaus zu kommen. Dort wäre er aber sicher besser aufgehoben als in diesem Zustand auf der Straße.

Samstag 25. Dezember 2010, 10:51

Hallo Federico,

ich habe mich kurz nach meinem Posting entschlossen, die Polizei anzurufen.

Da wurde mir sinngemäß gesagt: „Diese Leute lassen sich erst helfen, wenn sie ganz unten angekommen sind. Sie würden aber trotzdem vorbeischauen“.

Am Abend hat es mir keine Ruhe gelassen und ich bin noch einmal hingefahren, bewaffnet mit einen Schlafsack und einer warmen Decke.
Leider konnte ich den Mann nicht mehr finden.

Frohe Weihnachten und liebe Grüße,
Manu

Samstag 25. Dezember 2010, 11:52

Manu hat geschrieben:
Da wurde mir sinngemäß gesagt: „Diese Leute lassen sich erst helfen, wenn sie ganz unten angekommen sind...“.

Ich denke dort ist der Mann schon angekommen, die nächste - relativ wahrscheinliche Stufe - ist der Tod.

Samstag 25. Dezember 2010, 13:36

Hallo Manu,

wenn Du Dich für das Thema interessierst, frag mal die Verkäufer von „Obdachlosenzeitschriften“ ob sie die Polizei rufen würden.

Sinnvoller sind derartige Ansätze: http://www.infomed.org/screen_template. ... ssueid=222
http://www.derwesten.de/leben/gesundhei ... 53918.html

Als Jesus einst den Tempel von Jerusalem betrat, soll er die Händler und Geldwechsler vertrieben haben. Dass er gegen Obdachlose vorgegangen wäre, ist nicht überliefert.

Heute würde Jesus bereits im Eingangsbereich der City-Malls von der Security vertrieben werden. Kaum jemand würde sich auch nur ansatzweise dafür interessieren. http://www.fr-online.de/home/obdachlose ... index.html

LG Federico
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