Donnerstag 22. September 2011, 11:16
Hallo,
ich war heute bei meiner Hausärztin und habe sie gebeten ob sie mir Baclofen verschreiben kann. Ich nehme jetzt 1 Monat täglich 2x25mg.
Sie sagt, daß sie erst mal eine Blutuntersuchung macht mit großem Blutbild, Leberwerte usw. und dann am Montag, wenn das Ergebnis da ist die Entscheidung trifft.
Ist das der übliche Weg?
Hat einer damit Erfahrung?
Sie hat auch gesagt es gibt ein neues Medikament gegen Alkoholsucht, sie will sich mal schlau machen.
Kennt jemand das Medikament?
Komme eigentlich mit dem Baclofen aus Spanien gut zurecht.
Gruß K.Neumann
Donnerstag 22. September 2011, 19:28
Hallo K. Neumann,
willkommen an Bord unserer "Arche". Es ist völlig korrekt, was Deine Hausärztin macht, erstmal Bestandsaufnahme, das mögen wir Ärzte und ist auch sinnvoll. Praxx hat hier alles schon mal aufgeschrieben, einmal pro Quartal sollten sicherheitshalber ein paar Werte gecheckt werden. Erhöhung der Leberwerte durch Baclofen ist auch "laut Beipackzettel" nur einmal vorgekommen.
Es gibt eine Studie, die zeigt, dass es sogar sinnvoll ist bei Leberschädigung Baclofen einzusetzen (Addolorato).
Zugelassen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit und daher von der Kasse bezahlt sind die Medikamente Acamprosat (Campral) und Naltrexon (Adepend, Nemexin). Beide (s. auch Black-Box im Netz) haben in der Langzeitwirkung enttäuscht und haben eine ähnliche Wirkung wie Placebos. Naltrexon macht Leberschäden, es wird die Zulassung eines Nachfolgepräparates in Kürze erwartet, heisst Nalmefen, das meint Deine Ärztin wohl. Es macht weniger Leberschäden, wirkt aber nicht wesentlich besser als Naltrexon und ist teuer, bei den sogenannten "Happy-Drinkers" soll es gut wirken, wenn die Lust auf Fete haben.....ist sehr salopp ausgedrückt. Interessanterweise wird dort Abstinenz nicht mehr als das Hauptziel der Therapie angegeben.
Studien mit Kombinationen von Acamprosat und Naltrexon haben keine signifikante Verbesserung ergeben (Combine, Prevent).
Von Bac weisst Du, es wirkt. Also überzeug Deine Ärztin mit Deinem Beispiel. In Frankreich wurden bereits 20.000 Patienten behandelt. Und es wird dort eine Studie auf staatliche Kosten durchgeführt. Federico hat den super Artikel aus der Charite, den er dir per mail schicken kann, auch immer gut: das Ameisenbeispiel in kurz (S. 240 - 250 im Buch), kann rasch gelesen werden.
Unbedingt auf die Black-Box im Netz verweisen und auf Prof. Haasen, der bis vor kurzem Chef der Uni Eppendorf war und Leiter des ZIS (Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschungder Uni HH).
Der arbeitet nun in eigener Praxis (bzw. MVZ Altomed).
Superwichtig auch die Vereinbarung zum individuellen Heilversuch (hab den link grade nicht, findest Du aber im Forum), die auch von Praxx stammt. Die off-label-Geschichte ist genauso wichtig, aber erst zusammen ist es ok.
Der Arzt ist in keiner Weise geschützt, wenn Du das unterschreibst, aber er kann nachweisen, dass Du die Behandlung wirklich gewünscht hast.
Alles alles Gute für Deinen Termin.
LG jivaro
Freitag 23. September 2011, 05:05
Danke für die 2 Beiträge.
Gruß K.Neumann