Samstag 21. November 2015, 13:36
Um es gleich vorweg zu nehmen, Erfahrungsberichte über Selincro finde
ich so gut wie keine. Das ist ungewöhnlich, zumal das gleichnamige
Forumkeine Gelegenheit ausgelassen hat, das neue Medikament in den höchsten
Tönen hochzuloben. Selbst unter den wenigen Mitgliedern, Moderatoren, Pressesprechern,
hat sich anscheinend keiner positiv zu Selincro äussern wollen. Eine am 15. März 2015
abgeschlossene
Foren-Umfrage macht deutlich, warum das so sein könnte.
In den einschlägigen Patienten-Info-Portalen wie z. B.
Sanego fand ich ganze
3 Bewertungen. In
Onmeda und kleineren Portalen war gar kein Ergebnis zu finden.
Jetzt mag man sich fragen, wieso macht sich Federico die Mühe, recherchiert,
schreibt darüber? Der Grund dafür ist die um sich greifende Verschreibungspraxis
von Ärzten. Aus Berichten von Mitgliedern wissen wir, dass immer öfter Ärzte von
Baclofen abraten und stattdessen Selincro bereitwillig anbieten.
Das mag zum einen an der aggressiven Vermarktung von Lundbeck liegen,
zum andern ist es natürlich für Ärzte einfacher, ein zugelassenes Medikament
zu verordnen als das „off-label“ Risiko einzugehen. Für einige Ärzte ist die
Frage „was hilft dem Patienten?“ weniger wichtig wie die Frage, „wer hilft mir?“
Monetär ist die Frage leicht zu beantworten ... aber,
bei geschätzten 27 Milliarden Euro Schaden jährlich für die Volkswirtschaft,
die durch Alkohol, seinen Mißbrauch und die damit verbundenen Folgeschäden
erwirtschaftet werden, würde sich eine deutlich höhere Vergütung für Ärzte
bei der Behandlung von Alkoholpatienten mehr als lohnen. Die Zahl von 27 Milliarden
stammt aus einer im Jahr
2007 erhobenen Untersuchung, neuere Zahlen sind nicht
zu finden.
Nimmt man die Gesamtzahl niedergelassener Allgemeinärzte die 2014 in Deutschland
ermittelt wurden und multipliziert sie mit 30 Euro pro Arzt und Quartal, würden sich
Zusatzkosten für die GKV von 3,6 Mio Euro ergeben. Ein geradezu lächerlicher Betrag
gegenüber 27 Milliarden. Der einzelne Arzt aber, hätte sicher mehr Zeit für eine fundierte
und medikamenteneutrale Beratung seiner Patienten.
Nur mal so in den Tag geträumt ...
LG Federico