Sonntag 29. Juni 2014, 13:22
Sonntag 29. Juni 2014, 13:38
Hinzu kommt, dass auch auf der Basis von Unterlagen niedrigerer Evidenzstufen ein Konsens in den einschlägigen Fachkreisen über den Stellenwert der Trinkmengenreduktion als gleichrangiges Therapieziel zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit auch im Verhältnis zur Abstinenztherapie nicht feststellbar ist. Demgegenüber kann die Abstinenztherapie aufgrund der Abstinenzorientierung in der medizinischen Rehabilitation und der umfangreichen Erfahrungen mit entsprechend ausgerichteten Behandlungsprogrammen und im Bereich der Selbsthilfe als eine Behandlungsform angesehen werden, die sich in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit bewährt hat und deshalb die vorrangig zu verfolgende Behandlungsform darstellt.
Sonntag 29. Juni 2014, 13:49
Sonntag 29. Juni 2014, 14:04
Federico hat geschrieben:Die off-label Regelung bleibt davon völlig unberührt.
Sonntag 29. Juni 2014, 14:31
Sonntag 5. Oktober 2014, 17:01
Reduktion der „schweren Trinktage“ (>60g für Männer, >40g für Frauen) Studie 1
19 auf 8 Trinktage/Monat in der Nalmefene-Gruppe
20 auf 11 Trinktage/Monat in der Placebogruppe
Reduktion der „schweren Trinktage“ (>60g für Männer, >40g für Frauen) Studie 2
von 20 auf 7 Tage in der Nalmefene-Gruppe
von 18 auf 8 Tage in der Placebo-Gruppe
Reduktion Alkoholkonsummenge in Studie 1
von 84g auf 33g/Tag in Nalmefen-Gruppe
von 85g auf 45g/Tag in Placebogruppe
(statistisch signifikanter Vorteil für die Nalmefene-Gruppe)
Reduktion Alkoholkonsummenge in Studie 2
von 93g auf 30g/Tag in Nalmefen-Gruppe
von 89g auf 33g/Tag in Placebogruppe
(kein signifikanter Unterschied)
Auffällig waren sehr hohe Abbruchraten von 53% der Patienten in der Nalmefene-Gruppe im Vergleich zu 31% Abbrechern in der Placebo-Gruppe (Studie 1).
"Hilft Selincro®? – Wie sind die Daten zu interpretieren?
Bemerkenswert an den Studien ist vor allem die sehr starke Reduktion schwerer Trinktage und der konsumierten Alkoholmenge sowohl in den Selincro®-Gruppen wie auch in den Placebo-Gruppen. Das heißt: Auch die Einnahme vonTraubenzucker führte zu einer drastischen Verminderung des Trinkens! Hier drängt sich der Verdacht auf, dass der entscheidende Wirkfaktor für die Reduktion des Alkoholkonsums nicht das Medikament, sondern die motivational stützende Begleitung war, die alle Patienten erhielten. Der zusätzliche Effekt von Selincro® ist im Vergleich dazu als gering einzustufen.
Was die Trinkmengenreduktion angeht, ist festzustellen, dass der über Placebo hinausgehende Effekt von Selincro® selbst in der Studie, die ein signifikantes Ergebnis liefert, lediglich 12g Alkohol/Tag beträgt. Das entspricht gerade mal einer halben Flasche Bier, die pro Tag in der Selincro®-Gruppe [gegenüber der Placebo-Gruppe] weniger getrunken wurde. In der zweiten Studie konnte überhaupt keine signifikante Trinkmengenreduktion festgestellt werden.
Weiterhin sind die deutlich höheren Abbruchquoten der mit Selincro® behandelten Patienten im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Patienten auffällig (53% vs. 31%). Dies dürfte auf die relativ häufig auftretenden Nebenwirkungen von Selincro® zurückzuführen sein.
Ein Paradigmenwechsel in der Suchttherapie?
Meines Erachtens sind die beschriebenen Effekte von Selincro® – trotz aller Werbekampagnen - weit davon entfernt, einen Paradigmenwechsel in der Therapie der Alkoholabhängigkeit zu rechtfertigen.