Forum Alkoholerkrankung und neue medikamentöse Behandlungsansätze
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Die Segel sind gesetzt

Freitag 16. April 2010, 19:06

Kurze Info: ich bin 44 Jahre, geschäftlich sehr erfolgreich doch ich bin Alkoholiker. Alle privaten Therapieeinrichtungen durch. In eine richtige Selbsthilfe möchte ich wegen der Öffentlichkeit nicht.
Zu meinem Trinkverhalten: wenn ich anfange zu trinken, dann kann ich nicht aufhören. Es gibt kein Wegstellen des Glases. Ich trinke hauptsächlich Wein, doch wenn der run einsetzt, trinke ich zur Not alles.
Ich kann mich nicht von Geselligkeiten, Essen und Einladungen drücken und mir ein Eremiten-Egoistendasein leisten. Das geforderte alkoholfreie Umfeld ist nicht machbar.
Auch in meinen Wohnräumen und der Firma ist immer Alkohol zu finden.
( Champagner für Geschäftsabschlüsse,Hausbar )
Ich nehme seit 10 Tagen Baclofen . Leider habe ich in der Zeit 3X getrunken. ( 3 Biere und eine Flasche Chapagner; 2 Flaschen Wein ).
Ich konnte das Glas nicht wegstellen. Vielleicht habe ich langsamer getrunken als sonst. Einen Kater hatte ic trotzdem. Baclofen habe ich durchgehend genommen. ( auch bei Alkoholkonsum ) !

Ich dosiere: Mittags 25 mg; 16.00 Uhr 25 mg : 18 Uhr 25 mg: 20.00 Uhr 50 mg
125 mg total.
Für ernstgemeinte Ratschläge wäre ich dankbar und aufgeschlossen.
Ich bin privat seit langer Zeit in psychotherapeutischer Behandlung.
Danke
Jürgen

Freitag 16. April 2010, 22:05

Hallo Jürgen, wenn du es in 10 Tagen geschafft hast, 7 Tage abstinent zu sein, dann ist das doch schonmal ein Anfang. Ich habe die Einschätzung gemacht, dass Menschen, die nicht aus reinem Willen vorher für 3 Tage entgiftet haben (sei es auch stationär), nicht unbedingt den Willen haben überhaupt abstinent zu sein.
Baclofen hilft gegen den Suchtdruck sehr gut, aber es ist auch eine Willenssache.

In eine richtige Selbsthilfe möchte ich wegen der Öffentlichkeit nicht.


Das sagt schon sehr viel aus. Es sollte keine Schranken in der Bekämpfung des eigenen Alkoholismus geben. Deswegen nehmen wir ja Baclofen, weil wir alle Schranken aufbrechen.

Kleiner Tipp: Viel Wasser trinken! Wenn es dich erwischt, kannst du damit den Druck verringen und die Zeit überbrücken bis du in einer alkoholfreien Umgebung bist. Es wird mit jedem Tag einfacher abstinent zu sein. Baclofen hilft dir dabei. Aber, wenn du nur einmal nochmal von vorne mit dem Trinken anfängst, dann darfst du gleich wieder bei 0 anfangen. Du hast dann nämlich dein Suchtgedächtnis erfrischt und ich weiß aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass er am Anfang stärker als das Medikament ist.

Viel Erfolg und alles Gute!

Samstag 17. April 2010, 06:24

hallo camprali,

erst einmal herzlich willkommen im Forum!

Du dosierst hoch, dann laß dir mal von den Admins den Zugang für`s switchboard freischalten. Da können wir Hochdosierer uns "privat" austauschen.

Geduld ist angesagt, da nicht bei Jedem die geringe Dosierung hilft. Ich bin seit gestern bei 175 mg und verspüre kein Craving, trinke aber dennoch. ABER: reduziert auf 2-3 Glas Bier. Wie es für mich weiter geht werde ich noch posten.

@anke

tut mir leid Deine Einschätzung, dass es nur mit Willen geht, kann ich so nicht stehen lassen.

Ein Depressiver hat keinen Einfluß, in Deinem Sinne, auf seinen Willen. Ob Alk, Nikotin oder andere Drogen. Siehe hierzu auch die Umfragenauswertungen und den Beitrag von federico in Neues aus der Anstalt „Depressive rauchen mehr“.

@camprali,

Fakt ist bei Dir und mir, dass Menschen in verantwortungsvollen Positionen verbunden mit einem gewissen sozialen Umfeld und einer evtl. depressiven Disposition, anfällig für „burnout“, Sucht, Versagensängste und Depressionen sind.

Ich habe nach einem Burnout vor mehr als 10 Jahren mein gesamtes Leben geändert. Raus aus meinem sozialen Umfeld, Pleite meiner Firma, viele Therapien und Wochen in psychosomatischer Klinik, Abstürze teils mit Verletzungen und ganz viel Panikattacken. Alk war immer mein Begleiter und hat mich aber auch nicht aus meiner selbstgestellten Falle raus gelassen. Nun mit Bac erlebe ich erstmalig seit meiner Kindheit, dass ich die Wahlfreiheit habe mein Leben selbst zu bestimmen. Ist doch toll, oder?

Freue mich auf Deine weiteren Berichte.

Samstag 17. April 2010, 07:09

Archi hat geschrieben:hallo camprali,


@anke

tut mir leid Deine Einschätzung, dass es nur mit Willen geht, kann ich so nicht stehen lassen.

Ein Depressiver hat keinen Einfluß, in Deinem Sinne, auf seinen Willen. Ob Alk, Nikotin oder andere Drogen. Siehe hierzu auch die Umfragenauswertungen und den Beitrag von federico in Neues aus der Anstalt „Depressive rauchen mehr“.



Dann nennen wir es Einsicht das etwas Falsch läuft und dann den Willen etwas zu ändern, den weg etwas zu ändern muss jeder selbst Finden ich gehe mit deiner Meinung mit das der Wille ich Trinke nichts mehr nicht langt. Bei den Meisten Psychologen wird ein Rückfälliger Süchtiger als Willen- und Charakterlos bezeichnet (ich bezeichne das als versagen des Psychologen oder Beruf verfehlt!)

Samstag 17. April 2010, 07:21

Hi anke,

Dann nennen wir es Einsicht das etwas Falsch läuft und dann den Willen etwas zu ändern, den weg etwas zu ändern muss jeder selbst Finden ich gehe mit deiner Meinung mit das der Wille ich Trinke nichts mehr nicht langt. Bei den Meisten Psychologen wird ein Rückfälliger Süchtiger als Willen- und Charakterlos bezeichnet (ich bezeichne das als versagen des Psychologen oder Beruf verfehlt!)


ja, das meine ich: Das Wissen um die Wahlfreiheit. Wille ja, etwas ändern zu wollen; danach wird`s schwieriger.

Das mit den Psychoonkels und -tantchen kenne ich nur zu gut :smt005

Samstag 17. April 2010, 07:25

Sorry anke, :smt109

ich meinte natürlich mizzi55!

trotz vorschau passiert mir sowas immer mal wieder. Bin zu schnell für diese Welt :smt003

Samstag 17. April 2010, 09:59

Ich danke Euch allen für die Antworten!

Aber gestern bin ich - trotz Baclofen - wieder übel abgestürzt. Geselligee Kartenspiel, und ich habe ca. 2 Flaschen Wein getrunken. Weiß gar nicht mehr, wie ich nach Hause kam.
Ich bin nun wirklich verzweifelt. Ich habe so viele Hofnungen in Bac gesetzt, und ich will auch mein Leben ohne Alkohol verbringen, doch wenn ich das erste Glas nicht stehen lasse, ist meine Ohnmacht gegenüber dem Alkohol sofort wieder da. Schnelles , hastiges runterstürzen der Gläser, eines nach dem anderen, bis buchstäblich nichts mehr in mich reingeht!

Ich bin sehr verzweifelt heute, da ich so sehr wollte, dass Bac mir hilft. Ich kann leider auch nicht stolz sein, an mancen Tagen nichts getrunken zu haben, denn ich habe immer Trinkpausen von ca. 10 Tagen gemacht.
Im Gegenteil, durch das Buch von Dr. Ameisen bin ich geradezu ermuntert worden, es mit moderatem trinken zu probieren. Das Ergebnis ist niederschmetternd!
Ich brauche Hilfe!
Jürgen

Samstag 17. April 2010, 10:38

Lieber Camprali,

leider bist Du ein weiteres Beispiel für „wie man es nicht machen sollte.“
Statt: „nur wer schnell spielt, spielt gut“, solltest Du es mit: „in der Ruhe liegt die Kraft“ versuchen.

Anders ausgedrückt: das Forum wurde gegründet um aus den Erfahrungen Anderer zu lernen. Dein Weg des vorläufigen Scheiterns ist hier im Forum hinreichend dokumentiert. Lies Dich durch die Erfahrungsberichte und lies die, die es mit der High-Speed-Methode versucht haben. Dann, obwohl ich es nur ungern sage, Neustart mit dem Königsweg: erst auf „0“ Alk, dann im Abstand von mindestens 3 Tagen mit der Minimaldosis beginnen und allmählich mit Dosis bis zur Erhaltungsdosis gehen. Du musst Dich keineswegs sklavisch an den Königsweg halten, beobachte Dich und deine Reaktionen, schreib darüber und hol Dir Tipps aber versuche die Richtung ungefähr beizubehalten. Alktest wenn gewünscht erstmals nach Erreichen der Erhaltungsdosis. Das kann dauern, aber nochmal: „Baclofen schlägt Dir das Glas nicht aus der Hand.“ Ergänzend, egal in welcher Dosierung.

Viel Erfolg beim Neustart
Federico

Samstag 17. April 2010, 12:05

Hallo federico,

ich habe Baclofen nicht von Anbeginn an so hochdosiert. Ich habe mich an die ärztlichen Ratschläge gehalten und langsam hochdosiert.
Doch der Druck , etwas zu trinken ist leider nicht weniger geworden. Mein Suchtgedächnis spielt mir andauernd nur vor, wie schön es mit Alkohol ist. Leider niemals meine Schamgefühle, mein Säuferelend.

Ich habe es auch mit der Notfallration Bac versucht, mit der halben Stunde abwarten, viel Wasser trinken, Ablenkung.
Eben alle Strategien, die man als Alkoholiker beigebracht bekommt.
Doch auch mit Bac ist es nur ein qualvoller Verzicht. Meine Gedanken sind tropfnass.
Ich bin wirklich sehr verzweifelt, da ich nun mit meinem Latain am Ende bin. Ich habe so viele Hoffnung in Baclofen gesetzt, dass es mir endlich die schönen Alkoholbilder nimmt, und mich so elend und armselig zeigt, wie ich dem Alkohol gegenüber immer noch bin.
Sein Spielball!

Samstag 17. April 2010, 12:51

Ich meinte natürlich nicht, dass es nur mit reiner Willenskraft zu schaffen sei. Es ist aber selbstverständlich auch eine Willenssache und keine reine Bac-Sache. Der Gedanke, Pille rein und alles wird in Ordnung ist doch gerade die Vorstellung, mit der camprali Bac genommen hat. Dass Bac alleine nicht reicht, hat er ja selbst bewiesen.

Ich habe so viele Hoffnung in Baclofen gesetzt, dass es mir endlich die schönen Alkoholbilder nimmt, und mich so elend und armselig zeigt, wie ich dem Alkohol gegenüber immer noch bin.


Der Gedanke an Alkohol wird dir nicht von heute auf morgen genommen. Bei mir hat es Wochen gedauert. Wie gesagt, das Suchtgedächtnis ist (am Anfang) stärker als Bac. Das Suchtgedächtnis ist auch stärker als du. Aber du plus Bac zusammen seid ein zumindest ebenbürtiger Gegner für das Suchtgedächtnis. Es ist nicht leicht, aber die Erfahrungen hier im Forum zeigen, dass es machbar ist.

Im Gegenteil, durch das Buch von Dr. Ameisen bin ich geradezu ermuntert worden, es mit moderatem trinken zu probieren. Das Ergebnis ist niederschmetternd!


Moderates Trinken kannst du dir, zumindest am Anfang, aus dem Kopf schlagen.
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